Ich sehe was, das du nicht bist!  Projektion bei der Partnerwahl
Kennst du das? Du lernst gerade jemanden kennen. Er oder sie sieht genauso aus, du es dir erträumt hast, ist charmant, wortgewandt, hat eine tolle Stimme, ist beruflich erfolgreich, and du denkst: Er ist es! Es gibt ihn tatsächlich! Endlich trifft mich das Glück und mein Seelenpartner ist in mein Leben getreten.
Zu schön, um wahr zu sein? Du hast vielleicht anfangs schnell das Gefühl, dir ist die große Liebe begegnet. Der Partner, auf den du Jahre gewartet hast.
Wenn ich die vielen Coachings mit meinen Klienten reflektiere, fällt mir hin und wieder auf, dass Personen äussern, dass sie einen Menschen lieben, den sie kaum kennen, manchmal offensichtlich noch nicht einmal persönlich begegnet sind oder den sie erst ein- / zweimal getroffen haben. Na klar, man kann sich in jemanden verlieben, den man noch nicht lange kennt. Das kannst du , je nachdem, wie du emotional gestrickt bist, oft nicht verhindern. Doch der Verlauf der Geschichte geht oft so weiter...
Nach mehreren Treffen, bei denen ihr viel Spass hattet, bröckelt plötzlich die Fassade.
Du bist im wahrsten Sinne des Wortes "enttäuscht" und zweifelst an deiner Menschenkenntnis! Schon wieder so eine(r), der/die mich nur geblendet hat. Doch hat er/sie das wirklich? Der Knackpunkt ist: Oft schätzen wir Menschen an einem viel zu frühen Zeitpunkt ein, an dem wir ihn noch gar nicht richtig einschätzen können! Wir projezieren Wünsche, Träume, Hoffnungen in ihn hinein mit dem Ergebnis, dass der andere eben so ist, wie er ist. Und nicht so, wie du ihn gern gehabt hättest....
Menschen unterstellen ihren Mitmenschen oft Eigenschaften, welche diese nicht haben und schaffen aufgrund ihrer eigenen psychischen Bedürfnisse für andere eine Identität, die diese gar nicht haben und auch nicht haben wollen. Und das bemerkst du genau dann, wenn der Partner sich plötzlich ändern soll, wenn er anders reagieren soll, als er es tut.
Zu Beginn werden unbewusst falsche Charakterzüge oder Absichten in den potenziellen Partner hineingelesen. Bei den projizierten Eigenschaften handelt es sich oftmals um prägende Eigenschaften, die bei einem Elternteil in der Kindheit erlebt wurden.  Das Problem ist, wenn dir diese Tatsache nicht so früh bewusst wird: Im Laufe des Kennenlernens wird es zunehmend schwieriger, das verzerrte Bild, das du dir vom anderen machst, zu korrigieren. Deshalb ist es wichtig, eine Projektion frühzeitig wahrzunehmen. Denn durch eine Projektion wirst du definitiv im späteren Verlauf enttäuscht und kannst sogar in eine toxische Beziehung geraten. Du dichtest deinem Gegenüber eine Fantasie-Persönlichkeit an. Das Zaubermittel heißt "sich ausreichend Zeit nehmen", um den anderen so kennenzulernen, wie er eben wirklich ist und nicht, wie du ihn sehen willst.
Es kommt bei einem Date nicht nur darauf an, wie der andere aussieht, spricht, was er über sich erzählt, sondern wie wohl du dich in seiner Gegenwart fühlst. Manchmal ist es besser, mit jemanden auszugehen, der weniger vollkommen, aber dafür authentisch ist.
Denn eins ist bei deiner Enttäuschung klar: Der andere weiß gar nicht, dass er so sein soll, wie du ihn siehst, sondern er ist, wie er ist. Und so wird er auch bleiben. Siehe, was ist. Und genau das kannst du auch für dich beanspruchen:
Wenn dein potentiellen Partner deine wahre Persönlichkeit partout nicht erkennt, an dir herumnörgelt und dich in eine Richtung biegen will, in die du dich nicht bewegen willst, ist er nicht der richtige Partner für dich. Da gibt es auch kein Schönreden, kein Wegdrücken des Bauchgefühls oder die Annahme, du müsstest dich nach den langen Singlezeiten endlich mal festlegen. Was nicht passt, kann nicht künstlich passend gemacht werden. Und was zusammengehört, wird sich fügen.


 
 
 
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